Chateau Noisy

 

Besuch: März und Oktober 2010

Bilder weiterer Besuche im Jahr 2014 finden Sie hier: 

 

 

Das neugotische Schloss Noisy, welches ursprünglich den Namen Chateau Miranda trug, wurde im Jahre 1865 vom englischen Architekten und Gartengestalter Milner für die Familie Liedekerke de Beaufort in den belgischen Ardennen erbaut. Milner starb, bevor der Bau vollendet wurde. Sein Werk wurde von dem französischen Architekten Pelchner, zunächst noch ohne den Bau des Uhrenturmes fortgeführt. Dieser wurde erst 1903 fertiggestellt.

Anfänglich diente das Château Noisy  als Sommerresidenz der Familie Liedekerke de Beaufort. Im zweiten Weltkrieg wurde es von deutschen Truppen besetzt, während der Ardennenoffensive gab es auch Kampfhandlungen auf dem Grundstück.

Nach dem Krieg bezog die Familie bis in das Jahr 1958 den rechten Nebenflügel. Die restlichen Teile hatte die nationale belgischen Eisenbahngesellschaft schon zu einem früheren Zeitpunkt angemietet um es als Ferienheim für Kinder der Bahnbediensteten zu nutzen.

Es gab hohe Anmeldezahlen für die begehrten Ferienheimplätze und Kinder in schlechtem gesundheitlichen Zustand wurden bevorzugt. Das gute Essen, die frische Luft, sowie die Bewegung im Freien sollte den Heilungsprozess unterstützen.

Der runde Brunnen hinter dem Schloß wurde zum Kinderschwimmbecken umfunktioniert. Viele Kinder lernten hier erst das Schwimmen.

1977 kündigte die Eisenbahngesellschaft ihren Vertrag mit dem Grafen von Liedekerke Beaufort. Die Kosten für den Unterhalt des Chateau und die Betriebskosten des Ferienheims waren zu sehr in die Höhe geschossen. 1978  gründete der Graf eine Stiftung, welche das Chateau als Schule für Sport- und Naturklassen nutzte. In den 1990er Jahren versuchte die Familie Investoren zu finden, die in dem Schloß einen Hotelkomplex entstehen lassen sollten. Dies misslang jedoch.

Irgendwann in den  1990er Jahre wurde es geschlossen. Der genaue Zeitpunkt lies sich nicht ermitteln, allerdings deutet ein Schild am Eingang darauf hin.

 

Chateau Noisy liegt tief in einem dichten Privatwald, dessen Betreten nicht erwünscht ist. Um es zu erreichen führt der Weg durch den Wald, der von unzähligen Fasanen bevölkert ist. Ihre Schreie, das Quaken vieler Frösche und nicht zuletzt der Wind, der durch die meterhohen, dicken Bäume rauscht, beschert einem eine doch recht unheimliche Stimmung, während man vorsichtig, beinahe mit angehaltenem Atem über die moosigen Waldwege stolpert. Erstaunlicherweise scheint sich das Schloß in dem Meer von Bäumen zu verstecken, denn es offenbart sich den Blicken wirklich erst in dem Moment, wo man fast schon nicht mehr daran glaubt, es jemals zu finden.

Der Anblick dieses Märchenschlosses  allerdings, lässt einen den einigermaßen strapaziösen Aufstieg augenblicklich vergessen.

 

Die Fassade zeigt sich in beinahe makellosem Zustand, wenn man davon absieht, das leider fast jede Scheibe der 500 Fenster zerbrochen ist und junge Bäume auf den Dächern und Zinnen wachsen.

Im Inneren allerdings zeigt sich ein trauriges Bild. Die Inneneinrichtung welche nicht von Dieben entwendet wurde, ist der Feuchtigkeit zum Opfer gefallen. Brände haben den Holzboden  im Erdgeschoß  zerstört und auch im Obergeschoß beachtliche Schäden verursacht.

Leider wurde das Prachtschloß von vielen zerstörungswilligen Personen heimgesucht, die ganze Arbeit geleistet haben. Man kann  nachvollziehen, warum es inzwischen fast aussichtslos ist, das Schloß zu besuchen oder den Park unbemerkt zu betreten.  Ein Verwalter scheint das Anwesen pausenlos im Auge zu haben und "entfernt" jeden unliebsamen Besucher. Diese Erfahrung konnte ich bei meinem zweiten Besuch auch machen. Während ich bei meinem ersten Besuch dort noch kurz einen kleinen Teil des Inneren bewundern konnte, kam es beim zweiten Besuch leider ledigleich dazu, einen Fuß auf die Türschwelle zu setzen......Ein bedauerlicher Umstand, doch im Angesicht des gegenwärtigen Zustandes dieses wunderschönen  Schloßes durchaus verständlich.

 

 

Text und Fotos © Nicole Staniewski