Bleichert Werke, Leipzig

Besuch: Mai 2011 und Oktober 2013

 

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Die Adolf Bleichert & Co. war der führende Seilbahnbauer, der sämtliche Rekorde hielt: die höchste und längste Seilbahn in Argentinien, die längste über Wasser in Neukaledonien, die leistungsstärkste in Frankreich, die steilste in Tansania, die nördlichste in Spitzbergen und die südlichste in Chile. Sie hatte Büros in Leipzig und Brüssel, Paris und London.

Adolf Bleichert (1845 - 1901) gilt als Erfinder  der Drahtseilbahn-Systeme. Er gründete 1876 zusammen mit seinem Schwager, dem Kaufmann Peter Heinrich Piel, die Adolf Bleichert & Co. in Leipzig-Neuschönefeld. 1881 wurde der Betrieb nach Leipzig-Gohlis verlegt, der von dort mit zunächst 20 technischen und kaufmännischen Angestellten   und 70 Arbeitern Seilbahnen in alle Welt lieferte.

Als 1901 Adolf Bleichert verstarb, hatte das Unternehmen mehr als 1000 Seilbahnen geliefert und gebaut, unter anderem in Frankreich, Spanien und Japan. Das Unternehmen wurde von seinen Söhnen Max und Paul erfolgreich weitergeführt.

Nachdem gegen Ende des Jahrhunderts leistungsfähige Elektromotore verfügbar waren, war 1895 das Produktionsprogramm erweitert worden auf den Bau von Kranen, Schiffsver- und entladeanlagen, Elektrohängebahnen,Lagerplatzbrücken etc. Dabei wurden die Erfahrungen aus dem Drahtseilbahntransport und die neuen Antriebe durch Elektromotore kombiniert, um werksinterne Kranbahnen, Hebezeuge und andere Transportmittel herzustellen, die nicht an Seilen, sondern an festen Hängeschienen liefen und mit den Elektromotoren enge Kurven fahren konnten.

Durch den ersten Weltkrieg gingen die internationalen Geschäftsverbindungen weitgehend verloren. Das Unternehmen stellte in diesen Jahren eine großen Zahl von Feldseilbahnen her, die in Leipzig nach dem Baukastensystem gefertigt wurden. Max und Paul Bleichert wurden zur Anerkennung der Verdienste ihrer Gesellschaft von König Friedrich August III. von Sachsen in den Adelsstand erhoben.

Nach dem Ersten Weltkrieg verlagerte sich das Geschäft auf die Konstruktion und den Bau von Luftseilbahnen zur Personenbeförderung.

Im Zweiten Weltkrieg  bezogen die Nationalsozialisten den Betrieb in die Rüstungswirtschaft ein und ließen Granathülsen produzieren. Die Werke in Gohlis und Eutritzsch wurden zum Teil schwer durch Bomben geschädigt.

Nach Kriegsende blieb der Betrieb von Demontagen durch die sowjetische Besatzungsmacht verschont. Man begann, die Zerstörungen an den Gebäuden zu beseitigen und Ersatzteile für Krane, aber auch Kleinteile für den täglichen Bedarf, wie Handwagen, Spaten und Hacken herzustellen.

Im Sommer 1946 übernahmen die sowjetischen Behörden das Unternehmen als Sowjetische Aktiengesellschaft unter der Firma Bleichert Transportanlagen Fabrik SAG Leipzig N 22. 1950 hatte das Unternehmen mehr als 4000 Beschäftigte. 1953 ging die SAG Bleichert als einer der letzten Betriebe in DDR-Volkseigentum über. Aus der SAG wurde der VEB Schwermaschinenbau Verlade- und Transportanlagen.

Nach dem Mauerfall endete die traditionsreiche Geschichte der ehemaligen Adolf Bleichert & Co. 1991 in der Liquidation. Seither stehen die Werkhallen leer.

 

Heute kann man nur noch erahnen welche Bedeutung diese riesigen inzwischen denkmalgeschützten Hallen einst hatten. Äusserlich nur noch ein lebloser Torso, eine Hülle ohne Innenleben, ausgeräumt und von Vandalen scheinbar der letzten Würde beraubt. Und dennoch können die stillen Hallen den einstigen Stolz der Leipziger nicht verleugnen. Zu riesig sind die noch heute erkennbaren Dimensionen auf dem Gelände. Ehrfurchtsvoll lässt einen die vorherrschende Stille in vergangene Zeiten abtauchen und entlässt den Besucher mit einer vagen Vorstellung unter welchen Dimensionen hier einst gearbeitet wurde.

 

Quellen: http://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Bleichert_%26_Co.#cite_note-seilbahngeschichte1-0