Beelitz Heilstätten, Brandenburg

Besuch: Mai 2010 und Oktober 2011

Bilder von Besuchen aus dem Jahr Oktober 2012 und Oktober 2013 finden Sie hier:

 

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Irgendwann hat es angefangen...der Beelitz-Virus, wie ich ihn gerne nenne, brach bei mir aus. Stundenlange Recherche im Internet, tausende Fotos betrachten, Informationen aufsaugen...ich wollte immer mehr erfahren über die geheimnisvollen Beelitzer Heilstätten. UND - ich wollte sie sehen, erleben, fühlen und fotografieren. So machte ich  mich auf den Weg, gemeinsam mit einem gleichgesinnten Beelitz-Infizierten, diesen Traum zu verwirklichen. Eine Woche Beelitz Heilstätten, ganz ungestört, allein und tief versunken in einer anderen Welt. Es war der Beginn einer nicht enden wollenden Leidenschaft und auch der Beginn einer wundervollen Freundschaft zu Felix, meinem Fotofreund aus der Schweiz. Noch viele gemeinsame Touren sollten folgen...

 

Beelitz Heilstätten -  das Mekka der Fotografen mit Leidenschaft für marode Örtlichkeiten, der Klassiker und das Paradies zugleich. Unzählige Gänge und Flure, Räume über Räume, wundervolle Treppenhäuser, Auf- und Abgänge, nicht enden wollende Motivvielfalt. Hier kann man sich verlieren, eintauchen in vergangene Zeiten, man kann sich verlieben in diese wundervolle  Architektur...

 

Die zwischen 1898 und 1930 von der Landesversicherungsanstalt Berlin errichteten "Arbeiter-Lungenheilstätten“ bilden einen der größten Krankenhauskomplexe im Berliner Umland. Die Gesamtanlage war für ihre Zeit mustergültig und zeigt mit welchem sozialen Engagement und medizinischem Aufwand gegen die Tuberkulose als die verheerende Volkskrankheit zu Ende des 19. Jahrhunderts vorgegangen wurde. Der Standort bei Beelitz bot neben der sehr guten Anbindung an Berlin und das Potsdamer Umland aufgrund seiner Lage in einem ausgedehnten Waldgebiet die notwendigen klimatischen Voraussetzungen für die Versorgung der Patienten: ruhig und windgeschützt mit einer rauch- und staubfreien Luft. Der erste Bauabschnitt wurde zwischen 1898 und 1902 durchgeführt. Der Bereich nördlich der Bahn wurde für die Lungenheilstätten vorgesehen, der südliche Bereich diente den Sanatorien für die Behandlung nicht ansteckender Krankheiten, wie beispielsweise Verdauungs-, Stoffwechsel- oder Herzkrankheiten. Die Anlage war auf die strikte Trennung der Geschlechter bedacht. Alle Gebäude, in denen hauptsächlich Frauen beschäftigt waren, wie die Waschhäuser und die Küchengebäude, waren den westlichen Bereichen mit Lungenheilstätte und Sanatorium der Frauen zugeordnet, die Gebäude mit überwiegend männlichen Beschäftigten, wie z.B. die Werkstätten, der Fuhrpark oder das Heizhaus lagen in den Bereichen der Männerstationen. Einzige Ausnahme bildete das zentrale Badehaus. Die zunächst auf 600 Betten ausgelegte Anlage war mit ihren Versorgungs- und Nebengebäuden von Beginn an auf die bis zu dreifache Patientenzahl ausgerichtet und dimensioniert. In der zweiten Bauphase von 1905 bis 1908 wurde den beiden Lungenheilstätten im Norden je ein weiteres Gebäude mit 300 Betten gegenübergestellt. Es gab dann 1.200 Betten. Es wurden auch die Betriebs- und Nebengebäude erweitert um u.a. Wohnhäuser und zusätzliche Wirtschaftsgebäude. Im 1. Weltkrieg bezog erstmals das Militär die Beelitzer Heilstätten. Die Sanatorien wurden als Verwundetenlazarett durch das Rote Kreuz genutzt, der übrige Teil fungierte als Militärlungenheilstätte. Bis 1919 wurden mehr als 12.500 Soldaten in Beelitz verpflegt. In der Zeit danach wurde bald wieder das Niveau der Vorkriegszeit bei den Patientenzahlen erreicht. Die Bildung von Groß-Berlin im Jahre 1920 lässt die Zahl der Heilstättenanträge derart steigen, dass die Heilstätten Beelitz im Folgejahr nur noch Frauen und Kinder aufnehmen konnten und männliche Patienten an anderen Standorten untergebracht wurden. Die Wirtschaftskrise und Inflation führte zu einer Einschränkung des Betriebes im Laufe der Jahre 1923/24. Im Oktober 1923 wurden die nördlich der Bahn gelegenen Lungenheilstätten sogar vorübergehend geschlossen. In den Sanatorien ging die Patientenzahl auf etwa 400 zurück. Erst ab Mitte 1925 war die ursprüngliche Belegungsstärke mit über 1.200 Patienten wieder erreicht. Die dritte Bauperiode von 1926 bis 1930 umfasste vor allem den Neubau der Zentralwäscherei (1926) und des Chirurgie-Pavillons auf dem Gebiet der Lungenheilstätte für Frauen (1928 - 1930). Der Neubau und Betrieb der Chirurgie folgten der medizinisch-technischen Orientierung jener Zeit, bei der chirurgische Eingriffe als notwendige und zukunftsbedeutsame Behandlungsformen angesehen wurden. Die Lungenchirurgie wurde jedoch durch die Ende der vierziger Jahre rasch aufkommende Chemotherapie der Tuberkulose weitgehend abgelöst. Während des 2. Weltkrieges dienten die Heilstätten wieder dem Militär als Lazarett. Auf der Sanatoriumsseite wurde durch die "Organisation Todt" mit Hilfe von Kriegsgefangenen ein zusätzliches Barackenlazarett errichtet. Durch Kriegseinwirkungen wurden viele Gebäude schwer beschädigt. Die Heilstätten wurden nach 1945 militärisches Sperrgebiet und beherbergten das größte Militärhospital der sowjetischen Armee außerhalb des eigenen Territoriums. Die Bauten blieben damit in ihrem Gesamtbestand erhalten und von umfangreichen Totalmodernisierungen oder Abrissen verschont. Eine neue Zeit begann mit der Rückübertragung des Geländes nach der Wende. Die Stadt Beelitz zusammen mit der Projektentwicklerin planen für einen Teilbereich die Renaissance des Standortes für medizinische und gesundheitsvorsorgende Einrichtungen vor. Im Jahr 1997 wurde das Gebäude der ehemaligen Lungenheilstätte für Männer rekonstruiert und mit dem Betrieb eines Gesundheitsparks, bestehend aus einer neurologischen Rehabilitationsklinik und einer Klinik für angewandete Immunologie, begonnen.

 

Quelle: http://www.heilstaetten.beelitz-online.de/